Dienstag, 8. Oktober 2024

Messi

 

Hochhaus Kurzgeschichte über einen Sommer, der alles verändert. Wie einer kleiner Junge einem die Augen öffnet.



Gewitter geben diesen Hochhäusern ihre Würde zurück, dachte Franziska. Die Blätter beruhigten sich. Die Stadtstille löste sich auf. Nur das Wassertropfenglitzern auf der Fensterscheibe erinnerte an das Unwetter. Auf ihrem Balkon atmete sie den Sommerregenduft ein und schaute den Wolken bei ihrer Flucht zu.

Im Winter 1979 zog sie mit ihrem Ehemann in diesen Wohnblock in den zehnten Stock. Das Baustellenaroma kroch noch durch die Tapeten. Urbanität durch Dichte stand im Prospekt der Wohnungsbaugesellschaft. Ein Neubaukomplex für den die Stadt viele Schrebergärten geopfert hatte. Sie wollte immer eine Wohnung mit Atmosphäre. Einen Altbau mit Gipsblumen unter der Decke oder ein Reihenhaus mit einer Forsythien-Hecke. Das war ihre Vorstellung von einem Heim. Aber ihr Mann wollte in einem Hochhaus wohnen. Er hatte den Mietvertrag ohne ihr Wissen unterschrieben. Es war ihr egal. Sie war froh, dass sie nicht mehr bei seinen Eltern wohnen mussten.

Unten läuteten nervös die Kirchenglocken. Es war das Signal, sie musste sich anziehen. In den letzten Wochen hatte sie sich daran gewöhnt, die Vormittage im Schlafanzug zu vertrödeln. Sie schlüpfte in ihre Jeans und beobachtete sich im Spiegel. Ihre Sinnlichkeit nahm wieder Gestalt an, was sie selbst kaum bemerkte, weil sich ihre Blicke an ihren Haaren festhielten. Sie hatte aufgehört, ihre Haare zu färben. Am Mittelscheitel zeigte sich ein Silberstreifen, der ihre neue Lebensader war.........

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Post Brainrot

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