Montag, 12. August 2024

Staub vor der Sonne

 

Eine Short Story über Saharastaub in den Straßen von Berlin



Der Flieder blühte früh. Bleiche Beine suchten die Sonne. Vanilleeis tropfte vom Stiel. Warme Luft aus Afrika trieb den Winter aus der Stadt. Der April in Berlin begann in diesem Jahr mit einem Sommer. Mit der Wärme kam auch der Saharastaub. Ein Gemisch aus Mineralien und fossilen Algen. Ein totes Meer rieselte auf die Hauptstadt nieder und verschleierte die Sonne. Er wäre ein willkommener Dünger für einen Wald gewesen. Aber hier auf den Boulevards und Straßen war er nur Dreck. Der nächste Regen wird ihn in die Spree spülen.

Mehr als ein Dutzendmal im Jahr kommt der Staub aus der Sahara zu uns. Lässt Fensterscheiben matt werden. Pudert den Schnee, dass er aussieht wie Milchreis mit Zimt und Zucker. Über alle Kontinente verteilt er sich und wo er sich niederlässt, staunen die Menschen. Es waren Männer wie Kapitän Gutkese, die halfen, das Rätsel zu lösen. Der erfahrene Seemann, der in seinen jungen Jahren alle Weltmeere befahren hatte, war ganz in die Wissenschaft vernarrt. Für ihn ging es nur um Wahrheit und Wissen. Das Wort, das seine Haltung beschrieb, war Beständigkeit. Es war sein Lieblingswort. Wenn er einen Seemann zurechtwies, weil der seine Arbeit nicht gut machte, dann empfahl er ihm Beständigkeit. Es war das letzte Wort, das er seiner Frau zum Abschied ins Ohr flüsterte, als sie ihn fragte, wie er die langen Reisen aushält. Sie konnte nicht mehr antworten. Er riss sich los und ging an Bord. Kein Winken und kein Blick zurück. Beständigkeit war sein Lebenselixier......

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